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„2. Bundesliga ist in Wiesbaden langfristig möglich“

Teil 2. Aus Oliva Nova

| Profis Interview

Im zweiten Teil unseres großen Trainingslagerinterviews mit Nico Schäfer und Christian Hock sprechen die beiden über langfristige Planungen, über „Das W vereint“, warum es nicht „einfach so weitergeht“ und warum Emotionen ab und zu raus müssen.

Die Zielsetzung für die laufende Saison ist natürlich der Klassenerhalt. Ist der SVWW als etablierter Zweitligist das langfristige Ziel?

NS: Grundsätzlich hatten wir den Plan, bis 2021/22 in der 2. Bundesliga so angekommen zu sein, dass wir weiter in dieser Liga planen können. Nun sind wir sozusagen bereits ein Jahr früher in der Liga angekommen und arbeiten - neben dem großen Ziel im Sport - daran, auch alle anderen Bereiche auf den Standard zu bringen, den diese Liga erfordert. Auch das Stadion ist hier ein Thema und das über die jetzt neu entstehende Tribüne hinaus. Wenn es uns gelingt, diese Bereiche geleichmäßig nach vorne zu bringen, dann glaube ich schon, dass in Wiesbaden langfristig 2. Bundesliga möglich ist.  

Der Verein trägt seit dieser Saison den Claim „Das W vereint“ mit sich. Wie nehmt ihr diesen wahr?

CH: Ich bin ja schon ein paar Jahre dabei und habe damals den Umzug der Spielstätte vom Halberg in die BRITA-Arena erlebt. „Das W vereint“ beinhaltet alles, was den SVWW stark macht. Wir haben zwei Standorte, die zu uns gehören. Und wer sich ein bisschen auskennt, weiß um die geringe Entfernung zwischen Wehen und Wiesbaden. Für uns gehören die beiden Ws klar zusammen.

NS: Die Frage nach den zwei Standorten und der Distanz zwischen beiden hat sich auch für mich gestellt, als ich hierher kam. Die Thematik nehmen wir natürlich ernst, sie gehört zur Historie des Vereins. Unsere Aufgabe ist es, allen gerecht zu werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass man da gar nicht so weit auseinander ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Mit dem doppelten W als Symbol haben wir einen ersten Schritt gemacht. Und wenn es uns gelingt, zu zeigen, dass wir es ernst meinen und den Claim inhaltlich sowohl nachhaltig als auch wahrhaftig mit Leben füllen, dann wird es uns auch gelingen, noch mehr Menschen zu überzeugen, den SVWW zu unterstützen.
 

Ist der Stadionbau in dieser Hinsicht auch mit einer Symbolik zu sehen?

NS: Wir erfüllen mit dem Bau natürlich auch wegen der Vorgaben der DFL und wachsen darüber hinaus im Bereich der eigenen Infrastruktur. Aber auch hier gilt: Der Verein schlägt Wurzeln. Auch dieses W gehört zur Entwicklung des Vereins dazu.

Zunächst als Berater, mittlerweile bereits seit einiger Zeit als Sprecher der Geschäftsführung. Was hat Dich bewogen, hier diese Aufgabe so kontinuierlich zu verfolgen?

NS: Ich war bislang immer relativ lange in den Vereinen, in denen ich gearbeitet habe. Am Anfang muss man natürlich sehen, passt die eigene Geschichte zu der des Vereins. Mittlerweile bin ich drei Jahre beim SVWW, und spätestens im Winter letzten Jahres hatte ich das Gefühl, dass wir das wirklich packen können und dass die Bewegung in der Stadt und der Region so positiv ist, dass wir die 2. Bundesliga erreichen können. Der Vorteil gegenüber manchem Traditionsclub: Man kann sich hier auf die Sache konzentrieren. Und: die Beziehung zu und das Zusammenwirken mit der Firma BRITA und unserem Präsidenten Markus Hankammer - ein weiterer Grund, der hier beim SVWW besonders ist.

Worauf gilt es für den Fußball allgemein mit Blick auf die Zukunft zu achten?

NS: Als Mitglied der DFL-Kommission Fußball beschäftigen einen diese Themen natürlich permanent. Ich war vor einigen Jahren noch der festen Überzeugung, wir seien bald am Ende der Fahnenstange in Sachen Vermarktung angelangt. Heute bin ich da komplett anderer Meinung: Der Fußball verbindet wie keine andere Sportart und bietet für jeden Berührungspunkte und etwas Besonderes. Im Fußball selbst sollten wir darauf achten, dass wir nicht nur die Bundesliga und die 2. Bundesliga im Blick haben, sondern auch die Ligen darunter und vor allem auch den Jugendbereich nicht aus den Augen verlieren, damit es weiter ein großes Ganze gibt.    

CH: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Wir müssen darauf achten, dass sich der Profifußball nicht zu weit vom Fußball in den unteren Ligen entfernt. Diese Entwicklung gibt es seit einigen Jahren und wir haben ja am eigenen Leib erfahren, was das für einen Verein bedeutet. Wenn man die Entwicklung im deutschen Fußball gerade im Nachwuchsbereich betrachtet, haben uns viele Nationen überholt. Hier dürfen wir nicht den Fehler machen, das einfach weiter laufen zu lassen, sondern sind zum Handeln aufgefordert, um unsere Nachwuchsarbeit - auch in den kleineren Vereinen, nicht nur in den NLZs - zu fördern. 

Nach dem schlechten Saisonstart war die zweite Hälfte der Hinrunde sehr erfolgreich. Gilt es jetzt „einfach so weiterzumachen“?

CH: „Einfach so weiter“ gab es bei uns noch nie. Wir haben immer versucht, uns weiterzuentwickeln und besser zu werden. Wenn es zur Stagnation kommt, bekommt man schnell die Quittung dafür – und das wollen wir nicht. Wir wollen weiter hart arbeiten und wollen das Beste aus jedem Einzelnen, der hier mit im Boot sitzt, herausholen, um den größtmöglichen Erfolg für den SVWW zu erzielen.

Die Hinrunde war schon mit vielen hochspannenden und dramatischen Momenten und Ereignissen versehen. Wie kanalisiert ihr eure Anspannung beim Spiel?

NS: Die Emotionen gehören absolut zum Fußball und machen ihn auch aus. Auch wenn die eine oder andere Regel das eher konterkariert. Für mich ist es relativ einfach, da ich mehrere Aufenthaltsmöglichkeiten während des Spiels habe. Die erste Halbzeit schaue ich meist von oben - wie mir berichtet wird, lege ich dabei auch den einen oder anderen Meter zurück – ab der zweiten Halbzeit bin ich dann unten. Am Ende muss man die Emotionen aber auch ab und an rauslassen, das macht auch die Leidenschaft aus, die der Job mit sich bringt und die die Faszination am Fußball ausmacht.  

CH: Es ist ganz wichtig, auch Emotionen zu zeigen. Am Anfang der Saison hat es ein bisschen gedauert, bis sich beide Seiten, die Schiedsrichter und auch wir, mit der neuen Regelung angefreundet und auch daran gewöhnt hatten. Ich bin der Überzeugung, dass der Austausch immer respektvoll seien sollte – und das ist mittlerweile gegeben. Ich hoffe, dass wir trotz alledem noch einige Optimierungen in Sachen Videoschiedsrichter in die Wege leiten können. Unser Einspruch nach dem Dresden-Spiel hat auch gezeigt, dass man nicht alles akzeptieren muss, und dass es so auch zu einem Denkprozess und am Ende auch einer Weiterentwicklung kommt. 

Was passiert am 17. Mai in Wiesbaden?

CH: Wir hoffen auf die gleichen Glücksgefühle und darauf, dass wir dann eine ähnliche Party feiern können wie am Ende der letzten Saison. Wenn es ein paar Tage später soweit sein sollte, können wir damit auch gut leben. Beides würde bedeuten, dass wir unser großes Ziel, die Klasse zu halten, erreicht hätten.

NS: Nach den möglichen Feierlichkeiten, die Christian beschrieben hat, freue ich mich mit einem positiven Gefühl zwei Tage später in die nächste Analysesitzung zu gehen – für die 2. Bundesliga.

Hier geht es zum ersten Teil des Interviews.

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