„Hart für unsere Punkte kämpfen“
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Bereits seit knapp fünf Wochen ruht der Spiel- und Trainingsbetrieb im Nachwuchsleistungszentrum des SV Wehen Wiesbaden. NLZ-Leiter Armin Alexander und U19-Trainer Nils Döring sprechen über die Situation beim Nachwuchs der Rot-Schwarzen.
Wie sieht die tagtägliche Arbeit in einem NLZ im Home Office aus und wie läuft die Kommunikation?
Armin Alexander: Das Tagesgeschäft besteht vornehmlich aus Vorbereitung und Organisation. Dazu gehört viel Kommunikation untereinander, aber natürlich auch mit Spielern und Eltern. Wir versuchen, unsere Spieler nicht nur mit Trainingsplänen, sondern auch mit anderen Spielen, Videosequenzen und Aufgaben zu beschäftigen. Wichtig ist, dass wir trotz der Distanz im permanenten Kontakt bleiben. Dabei läuft die Kommunikation über alle Kanäle, also per Videokonferenz, Telefon, Mail und WhatsApp.
Wie ist derzeit der Trainingsbetrieb organisiert?
Armin Alexander: Wir arbeiten im Wesentlichen mit individuellen Trainingsplänen, ergänzt mit beispielgebenden Videos. In den höheren Jahrgangsstufen wird aber auch mit eigenen Videoszenen individualtaktisch gearbeitet.
Nils Döring: Jetzt hat man die Möglichkeit, individuelle Videoanalysen vorzubereiten, die sehr in die Tiefe gehen und die man ohne den üblichen Zeitdruck mit den Jungs in Ruhe besprechen kann. Ich schneide Spielszenen für jeden Spieler zusammen und führe dann Videoanalysen per Telefon durch. Außerdem kann man sich insgesamt mehr Zeit für die Jungs nehmen für Gespräche, für die einem als Trainer sonst oftmals die Zeit fehlt. Grundsätzlich gibt es in der U19 einen wöchentlichen Trainingsplan mit variierenden Schwerpunkten, dazu das Cybertraining per Skype in den Bereichen Kraft, Stabilität und Beweglichkeit als gern gesehene Abwechslung. Vor allem, wenn man sich schon länger nicht mehr gesehen hat. Zudem bekommen die Jungs Aufgaben gestellt, welche sie anhand des Videomaterials bearbeiten müssen.
Was bedeutet die Zwangspause für die personellen Planungen für die neue Spielzeit?
Armin Alexander: Wir haben bereits vor Ostern damit begonnen, die Kaderplanungen weiter fortzusetzen. Bis Ende April wollen wir unsere Planungen zumindest zu 90 % abgeschlossen haben. Alles weitere muss man abwarten, aber irgendwann wird die neue Saison auch beginnen. Ob aber die aktuelle Saison überhaupt zu Ende gespielt werden kann und wenn unter welchen Bedingungen, ist derzeit ja noch völlig unklar.
Nils Döring: Ein Vorteil bei den Planungen ist die hohe Durchlässigkeit in unserem NLZ, so dass es wenn überhaupt nur um punktuelle Verstärkungen geht.
Wo seht Ihr im NLZ in dieser Situation besonders große Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt?
Armin Alexander: Die spannende Frage wird sein, wieviel Qualität Mannschaften durch die lange Spiel- und Trainingspause verlieren. Auch wenn alle Teams mit den gleichen schwierigen Rahmenbedingungen zu kämpfen haben, wird es am Ende darauf ankommen, wer am besten mit der Situation umgeht, sowohl sportlich als auch mental.
Nils Döring: Als Trainer geht es in der jetzigen Phase für mich hauptsächlich darum, die Jungs mit einem abwechslungsreichen Trainingsprogramm bei Laune zu halten und immer wieder zu motivieren, damit wir bei einer Wiederaufnahme des Spielbetriebes so gut wie möglich vorbereitet sind.
Wie bewertet Ihr den Gehaltsverzicht der meisten Vertragsspieler?
Armin Alexander: Das ist eine ganz tolle Sache und ein klares Zeichen dafür, wie eng unsere Jungs mit dem Verein verbunden sind.
Nils Döring: Es herrscht ein unheimlich großer Solidaritätsgedanke im ganzen Verein und jeder will seinen Teil dazu beitragen, dass wir gemeinsam diese schwierigen Zeiten bewältigen. Der Verzicht der NLZ-Spieler spricht für den Zusammenhalt im Verein und für den Charakter der Spieler.
Wie groß ist die Sehnsucht nach einer Rückkehr auf den Trainingsplatz?
Nils Döring: Die ist riesig, denn als Trainer vermisst man die Jungs, die Arbeit auf dem Platz und natürlich auch den Wettkampf. Trotzdem steht die Gesundheit und das Meistern der Situation über allem.