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Seit Dezember 2020 ist Dominik Prokop teil des SV Wehen Wiesbaden und hat sich sowohl sportlich als auch menschlich schnell in Hessen eingelebt – trotz des Dämpfers durch seine Meniskus-Verletzung nach nur acht Spielen in Rot-Schwarz. Seit Januar befindet sich der quirlige Mittelfeldspieler in der Reha, während der er seinen Vertrag beim SVWW um zwei weitere Jahre verlängert hat. Für unser Stadionmagazin SVWWelt haben wir mit Dominik über seine Karriere, Vertrauen im Profifußball und seine Vorfreude auf die Rückkehr auf den Platz gesprochen.
Hallo Dominik! Du fehlst dem SVWW derzeit mit einer Meniskus-Verletzung. Wie sieht Dein aktueller Alltag aus und inwieweit wirkt sich die aktuelle Pandemie-Situation auf Deine Reha aus?
Prokop: Ich bin mittlerweile wieder in Wiesbaden, nachdem ich die ersten Wochen der Reha in Wien verbracht habe. Bis zum Saisonende absolviere ich mein Training und meine Behandlungen und Therapien bei unseren Ärzten hier vor Ort. Dabei läuft alles coronakonform ab. Ich trainiere mit Maske und trage sie auch bei den Behandlungen. Die Reha läuft gut und wir sind alle mit dem Verlauf sehr zufrieden. Wir arbeiten sehr hart daran, dass ich schnellstmöglich wieder fit werde. Ansonsten verbringe ich zwangsläufig viel Zeit zu Hause.
Du musstest die Rückrunde seit Januar aus der Ferne betrachten. Wie verfolgst Du die Spiele Deiner Teamkollegen und wie schätzt Du den Rückrunden-Verlauf ein?
Prokop: Bei den meisten Spielen habe ich von daheim die Daumen gedrückt. Ein paar Mal war ich auch im Stadion. Wegen der großen Verletzungssorgen war die Situation in der Rückrunde leider sehr schwierig. Wenn man beachtet, wer bei uns alles gefehlt hat oder noch fehlt, dann wird klar, dass man das nicht so einfach kompensieren kann. Unter diesen Umständen spielen wir eine gute Rückrunde. Natürlich war nicht jedes Spiel herausragend, manchmal hatten wir aber einfach nicht das Glück auf unserer Seite. Wir wollen die restlichen Partien gut absolvieren und den Hessenpokal gewinnen.
Nach 15 Jahren bei Austria Wien hast Du Dich im Dezember 2020 dem SV Wehen Wiesbaden angeschlossen. Wann ist in Dir der Entschluss gereift, dass Du den Sprung ins Ausland wagen willst?
Prokop: Als das Angebot vom SV Wehen Wiesbaden kam, musste ich nicht lange überlegen. Den Entschluss, im Ausland zu spielen, hatte ich schon länger gefasst. Ich wollte unbedingt hierherkommen und mich beweisen, nachdem ich ein paar Monate nicht gespielt hatte. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein.
Welchen Stellenwert hat die 3. Liga und der deutsche Profifußball allgemein in Österreich?
Prokop: Deutschland ist der Traum von vielen österreichischen Fußballern. Das erkennt man schon allein daran, wie viele Österreicher hier in den ersten drei Ligen spielen. Sprachlich hat man bei einem Wechsel keine Probleme und du bekommst keinen Kulturschock, wenn du herkommst. In der Regel verfolgen wir in Österreich jeden Samstag die Sportschau mit den Spielen aus der 1., 2. und 3. Liga. Dadurch hat auch die 3. Liga einen hohen Stellenwert.
Du hast Deinen Vertrag beim SVWW erst kürzlich um zwei weitere Jahre verlängert. Was war bei dieser Entscheidung für Dich ausschlaggebend?
Prokop: Die Entscheidung ist mir überhaupt nicht schwergefallen. Es gab schon vor meiner Verletzung gute Gespräche zwischen dem Verein und mir. Direkt einen Tag nach der Verletzung kam der Verein auf mich zu und hat mir versichert, dass es nichts zur Sache tut, dass ich verletzt bin und dass trotzdem weiterhin mit mir geplant wird. Dieses Vertrauen ist im Profifußball nicht selbstverständlich. Das schätze ich enorm am ganzen Verein. Ich fühle mich einfach sehr wohl und habe deshalb keine Sekunde überlegt.
Du hattest 2016 schon einmal mit einer Außenmeniskusverletzung zu kämpfen. Wie wichtig ist es da, nicht ins Grübeln zu geraten und in der Reha nicht nur körperlich, sondern auch mental an sich zu arbeiten? Einen Mentaltrainer hast Du ja bereits in der Familie…
Prokop: Damals in Wien war die Verletzung an sich nicht das größte Problem. Ich bin etwas zu früh wieder eingestiegen, weshalb ich nach der OP ein paar Probleme bekam. Aktuell ist es die zweite größere Verletzung in meiner Karriere. Natürlich spielt sich da viel im mentalen Bereich ab. Es bringt nichts, sich fertig zu machen oder zu sagen ‚wieso passiert mir das‘. Dadurch tut man sich selbst nichts Gutes. Dinge, die man nicht mehr ändern kann, muss man hinter sich lassen und das, was man beeinflussen kann, bestmöglich beeinflussen. Mein Vater ist Mentaltrainer und er hilft wo er kann, aber auch mit meiner Mutter führe ich viele Gespräche. Sie sagt, mein Bruder und ich hätten das Talent von ihrer Seite der Familie (lacht). Wir sind sehr fußballverrückt, auch deshalb spielt meine Familie für mich eine ganz große Rolle.
Wie sehr freust Du Dich darauf, nach der Reha wieder mit der Mannschaft auf dem Platz zu stehen?
Prokop: Ich freue mich darauf riesig. Ab und zu bin ich beim Training auf dem Halberg und sehe den Jungs zu oder schaue mir die Spiele im Stadion an. Dann kann ich es kaum erwarten, endlich wieder mit der Mannschaft zu spielen. Bis dahin heißt es aber: hart arbeiten, um fit zu werden und dann kann ich es wieder genießen, Gas zu geben und Spaß zu haben.
Kommen wir zum Beginn Deiner Fußballerlaufbahn. Du bist in Wien geboren und aufgewachsen. Von der U8 bis zu den Profis hast Du alle Stationen bei der Austria durchlaufen. Was bedeutet Dir der Verein?
Prokop: Der Klub hat eine große Bedeutung für mich und wird sie auch immer haben. Ich war 15 Jahre lang bei Austria Wien, mein Bruder spielt dort und ich habe noch viele sehr gute Freunde im Verein. Ich habe zu vielen Leuten noch Kontakt und die Verbindung wird immer da sein. Trotzdem liegt das Kapitel in der Vergangenheit. Jetzt liegt mein Fokus zu 100% darauf, bei Wehen Wiesbaden erfolgreich zu sein.
Deine Matura-Prüfungsfächer (Abitur in Österreich, Anm. d. Red.) waren unter anderem Sportkunde, Geschichte, Geografie und Philosophie. Über welches dieser Themen sprichst Du in der SVWW-Kabine am meisten und mit wem?
Prokop: Wir sprechen in der Kabine über alles Mögliche, da fließen natürlich auch diese Themen mit ein, wenn auch eher im Hintergrund. Mit Jakov spreche ich z.B. viel kroatisch. Mit Maurice und Bene geht’s dann wieder um andere Themen. Bei uns ist das aber auch einfach in der Kabine. Jeder versteht sich mit jedem, da kann ich gerade tatsächlich niemanden explizit hervorheben.
Du hast mal gesagt, dass Du vermutlich Sportlehrer geworden wärst, wenn es als Fußball-Profi nicht geklappt hätte. Kannst du dir den Lehrerberuf auch nach deiner Karriere noch vorstellen?
Prokop: Natürlich macht man sich schon ein paar Gedanken, was nach der Karriere passiert. Fußball ist mein Leben und ein Leben ohne Fußball kann ich mir einfach nicht vorstellen. Ich glaube, ich würde später gerne als Trainer arbeiten – ob im Jugend- oder im Erwachsenenbereich, das weiß ich noch nicht. Zunächst hoffe ich aber, dass ich noch mindestens zehn Jahre als Spieler vor mir habe. Darauf liegt der Fokus. Was danach kommt, werden wir dann sehen.