„Wird ein absolutes Stressspiel“
Pros |
Der SV Wehen Wiesbaden hat Zweitliga-Tabellenführer Hamburger SV vor ausverkauftem Haus in der BRITA-Arena einen Punkt abgetrotzt. Vor 8.200 Zuschauern traf Törles Knöll in der Nachspielzeit zum Ausgleich und egalisierte so den Führungstreffer von David Kinsombi (48.).
Im Vergleich zum torlosen Remis in Sandhausen nahm SVWW-Cheftrainer Rüdiger Rehm drei Änderungen in seiner Startelf vor. Für Heinz Lindner (muskuläre Probleme) rückte Lukas Watkowiak ins Tor. Zudem kamen Jeremias Lorch und Stefan Aigner für Paterson Chato und Tobias Schwede in die Partie.
Der HSV ließ den Ball in den Anfangsminuten in den eigenen Reihen laufen. Der SVWW stand zunächst tief, verschob stark und machte den Hamburgern so das Leben schwer. Nach einem Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte war es nach acht Minuten auch der SVWW, der die erste dicke Tormöglichkeit hatte. Ein abgeblockter Schuss von Michel Niemeyer landete vor den Füßen von Jreremias Lorch, der aus 16 Metern trocken abzog, das Tor aber knapp verfehlte. Doch auch der HSV ließ sich nicht lange bitten. Nur eine Minute später prüfte Lukas Hinterseer SVWW-Schlussmann Watkowiak aus zwölf Metern. Watkowiak lenkte den Schuss mit einer Glanzparade über den eigenen Kasten.
Der Plan der Rot-Schwarzen ging in der Anfangsviertelstunde weiter gut auf. Aigner schickte nach einem weiteren Ballgewinn Maximilian Dittgen steil. Dessen Abschluss segelte denkbar knapp rechts am Tor von HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes vorbei. Und die Rehm-Elf ließ nicht nach: Bissig in den Zweikämpfen und mit guten Passstafetten setzten sie die HSV-Defensive immer wieder unter Druck. Moritz Kuhns Freistoßflanke fand den freistehenden Manuel Schäffler, der den Ball aber per Kopf nicht richtig drücken konnte – weiter 0:0.
Dem Spiel war nun nicht anzusehen, welche Mannschaft auf dem ersten und welche auf dem letzten Tabellenplatz rangierte. Der SVWW verteidigte aggressiv nach vorne und erarbeitete sich so die nächste Möglichkeit. Aigner luchste HSV-Verteidiger van Drongelen auf dem Flügel den Ball ab und hatte nur noch Heuer Fernandes vor sich. Letzterer behielt am Ende aber doch die Überhand und verhinderte so das schon fast sichere 1:0 (17.).
Auf der Gegenseite kamen auch die Hamburger immer wieder zu guten Gelegenheiten. Allerdings hatte immer wieder ein SVWW-Verteidiger im letzten Moment ein Bein dazwischen. So auch in der 27. Minute, als sich Sonny Kittel durch die rot-schwarze Abwehrreihe tankte und zielgenau ins rechte untere SVWW-Toreck abzog. Allerdings hatte Kittel die Rechnung ohne Niklas Dams gemacht, der den Ball stark von der Linie kratzte.
Ohne an Intensität zu verlieren, nahm sich die Partie im Anschluss zumindest chancentechnisch eine kleine Auszeit. Der SVWW stellte den HSV mit seiner forschen Gangart aber weiter vor Probleme und erzwang zahlreiche Ballgewinne und verhinderte hinten lange, dass der HSV in der Offensive Schwung aufnahm.
Kurz vor der Pause blitzte die Qualität der Hansestädter aber doch noch einmal auf. Erst Dudziak, der den Ball über den SVWW-Kasten drosch (37.) und kurz darauf Kinsombi, der brandgefährlich im Fünfmeterraum auftauchte, aber gerade noch von Niemeyer gestört werden konnte, hätten die Gäste beinahe noch vor der Halbzeit in Front (39.) gebracht. Damit aber noch nicht genug. Auch die Rehm-Elf bekam noch einmal die Chance zur Führung. Aigner steckte auf dem rechten Flügel auf Kuhn durch, der den Ball zwar an Heuer Fernandes, aber auch am HSV-Tor vorbeilupfte. So ging es torlos in die Pause.
Die zweite Hälfte begann denkbar schlecht für die Elf von Cheftrainer Rehm. Keine drei Minuten waren gespielt, als der HSV auf 1:0 stellte. Nach Leibolds Distanzschuss stand Kinsombi goldrichtig und verwertete den Abpraller zur Gästeführung (48.). Der SVWW, nicht geschockt von diesem Rückschlag, warf weiter alles in die Waagschale – und kassierte die nächste kalte Dusche.
In einem Duell um den Ball zwischen Aigner und Leibold, ging der Hamburger zu Boden, während Aigner über den Fallenden sprang und unglücklich auf dem Gefoulten landete. Entscheidung nach Videobeweis: Tätlichkeit und Platzverweis (58.).
Die Überzahl spielte dem HSV in die Karten. Mit mehr Ballbesitz versuchten die Hamburger, den SVWW in der eigenen Hälfte einzuschnüren. Ein Fernschuss von Adrian Fein blieb vorerst aber die größte HSV-Gelegnheit (67.). Rüdiger Rehm wechselte in der Folge offensiv, brachte Tobias Schwede für Kuhn und stellte auf Viererkette um. Trotzdem boten sich zwangsläufig Räume, für die Offensive der Hanseaten. Der schnelle Jatta hatte das 2:0 auf dem Fuß, doch fand im glänzend reagierenden Watkowiak seinen Meister (71.).
Doch jetzt drückten die Hamburger. Kittel und Hinterseer hatten weitere Möglichkeiten, doch entweder war erneut Watkowiak zur Stelle oder es fehlte die Genauigkeit im Abschluss (74., 77.).
Mit dem Rücken zur Wand brachte Rehm in der 86. Minute mit Törles Knöll den letzten Stürmer für die Schlussoffensive – und das zahlte sich aus. Nach einer Ecke in der ersten Minute der Nachspielzeit landete der Ball bei Knöll, der mit seinem ersten Torschuss zum Ausgleich traf.
Vom frenetischen Publikum nach vorne gepeitscht, hatte der SVWW jetzt Lunte gerochen. Eine weitere Ecke köpfte Ajani aber über das Tor (90+5.). Damit blieb es beim 1:1 und einem durch Leidenschaft und Moral verdienten Punkt gegen den Tabellenführer.
SVWW: Watkowiak – Kuhn (69. Schwede), Mockenhaupt, Dams, Medic, Niemeyer – Dittgen (86. Knöll), Mrowca (80. Ajani), Lorch, Aigner – Schäffler