SVWW verliert Generalprobe gegen effizienten rumänischen Vizemeister
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Wenn am kommenden Samstag (9. März, 13 Uhr) Hannover 96 in der BRITA Arena gastiert, empfängt der SV Wehen Wiesbaden nicht nur den stärksten Zweitligisten nach Standsituationen, sondern begrüßt auch einen zweimaligen DFB-Pokalsieger sowie einen Weltmeister in der hessischen Landeshauptstadt.
Bisheriger Saisonverlauf
Konstant in der oberen Tabellenhälfte
Mit nur einer Niederlage aus den ersten acht Spielen und dem damit verbundenen dritten Tabellenplatz starteten die Hannoveraner stark in die neue Zweitliga-Saison. Bereits nach dem 5. Spieltag sprang die Mannschaft von 96-Cheftrainer Stefan Leitl auf den siebten Tabellenplatz und behauptete sich seitdem durchgehend in der oberen Tabellenhälfte. Zwei Spiele in Folge verloren die Roten dabei nie.
Aktuelle Tabellensituation
Mit 38 Punkten bei 45:33 Tore belegt H96 aktuell den vierten Tabellenrang und befindet sich mit nur drei Punkten Rückstand auf Platz 3 in direkter Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen. Der SVWW hat sich unterdessen mit dem Sieg aus Vorwoche neue Luft im Abstiegskampf verschafft. Mit 30 Punkten und 29:30 Toren liegen die Rot-Schwarzen nach wie vor auf Rang 13, nun allerdings mit sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz.
Formkurve
Zuletzt schwächelten die Niedersachen ein wenig. Dem 2:2 nach 0:2-Rückstand am letzten Spieltag gegen Fortuna Düsseldorf war eine 0:1-Niederlage beim VfL Osnabrück vorangegangen. Zuvor holte die Leitl-Elf dafür vier Siege am Stück: ein 3:0 gegen Nürnberg, ein 2:1 gegen Rostock, ein spektakuläres 4:3 beim Hamburger SV und ein 2:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth.
Stärken des Gegners
Beim ruhenden Ball erwacht die Gefahr
Eins ist sicher: Ruht der Ball, sollten sich Hannovers Gegner besser in Acht nehmen. Mit 18 Toren nach Standardsituationen ist 96 in diesem Bereich nämlich das stärkste Team der Liga. Insbesondere die Statistiken aus der Rückrunde lesen sich dabei beeindruckend: Neun von 15 Treffern nach der Jahreswende erzielte das Leitl-Team aus dem ruhenden Ball heraus, darunter die letzten vier Tore der vergangenen zwei Spiele. Vom 18. bis zum 22. Spieltag gingen die Roten zudem fünfmal in Folge durch ein Standardtor in Führung.
Rückstand? Kein Problem!
Liegt Hannover hinten, heißt das noch lange nicht, dass sie auch verlieren werden, denn bereits sechsmal und damit am zweithäufigsten unter allen Zweitligisten konnte das Team aus der niedersächsischen Landeshauptstand nach Rückstand noch punkten. Erst am letzten Spieltag gelang 96 trotz 0:2-Halbzeitrückstand gegen die ebenfalls in der Spitzengruppe vertretenen Düsseldorfer noch ein spätes 2:2. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang sicherlich auch die starke Chancenverwertung der Leitl-Elf. 58,3 Prozent ihrer Großchancen verwerten die Roten, womit sie das effektivste Team im Bundesliga-Unterhaus sind.
Spieler im Blickpunkt
Jugendverein statt Champions League
Die meisten Ballbesitzphasen und die meisten gespielten Pässe seines Teams, dazu die stärkste Zweikampfquote unter den Feldspielern. Der im Sommer vom Champions League Teilnehmer RB Leipzig zu seinem Jugendverein Hannover 96 zurückgekehrte Marcel Halstenberg prägt das Spiel der Niedersachsen sichtlich. Zudem hat der 165-fache Bundesligaspieler und zweimalige DFB-Pokalsieger als Innenverteidiger bereits vier Saisontore für die Roten erzielt, zuletzt den wichtigen 2:1-Siegtreffer im Heimspiel gegen Hansa Rostock. In seiner Vita hat der mittlerweile 32-jährige Linksfuß zudem neun Länderspiele und 20 Partien in der Champions League stehen, darunter Duelle gegen Manchester City und Paris SG.
Weltmeister in Liga zwei
Ron-Robert Zieler ist in Hannover weit mehr als nur der Kapitän der aktuellen 96-Mannschaft. Bereits 338-mal streifte sich der sechsfache deutsche Nationalspieler das Torhütertrikot der Niedersachsen über, wobei er 80 Clean Sheets verbuchte. Von seinen 254 Bundesliga-Einsätzen bestritt er 185 für die Roten und verpasste dabei von Sommer 2011 bis Sommer 2016 nicht ein Ligaspiel. Auch in dieser Saison hat der Weltmeister von 2014 jedes Spiel für die Hannoveraner absolviert. In 24 Spielen spielte er fünfmal zu null und musste lediglich 33 Gegentore schlucken, die drittwenigsten aller Zweitligisten.
Historie
Reise durch Europa
Als Vierter der Vorsaison qualifizierte sich H96 für die Europa League 2011/12. In einer Gruppe mit Standard Lüttich, dem FC Kopenhagen und Worskla Poltawa qualifizierte sich das damals von Mirko Slomka trainierte Team mit elf Punkten souverän für die Zwischenrunde, wo der FC Brügge wartete. Nach zwei Siegen gegen die Belgier kam es dann im Achtelfinale des Wettbewerbs zum erneuten Aufeinandertreffen mit Lüttich. Dem 2:2 im Hinspiel folgte eine Woche später vor 43.000 Zuschauern im ausverkauften (und damals noch AWD-Arena genannten) Stadion der Niedersachsen ein spektakuläres 4:0, bei dem Mohammed Abdellaoue auf Vorlage von Jan Schlaudraff bereits nach vier Minuten den Torreigen eröffnete. Erst im Viertelfinale mussten sich die bereits damals mit Ron-Robert Zieler im Tor angetretenen 96er dem späteren Cup-Sieger Atlético Madrid knapp geschlagen geben. Torschütze der Spanier in Hin- und Rückspiel war damals ein gewisser Radamel Falcao.
Meister-Jubiläum
Vor 70 Jahren im Jahr 1954 gewann Hannover 96 nach 1938 seine zweite Deutsche Meisterschaft. Im damals noch üblichen Endspiel um den Titel trafen die Niedersachsen auf den favorisierten 1. FC Kaiserslautern, der am Ende deutlich mit 5:1 besiegt werden konnte. Auf Seiten der Pfälzer standen dabei mit Fritz und Ottmar Walter, Horst Eckel, Werner Kohlmeyer sowie Werner Liebrich gleich fünf deutsche Nationalspieler, die nur wenige Wochen später beim Wunder von Bern sensationell den ersten WM-Titel für Deutschland holen sollten.
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