SVWW verliert Generalprobe gegen effizienten rumänischen Vizemeister
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Am 2. Spieltag der aktuellen Zweitligasaison kam es zu einem echten Premierenduell, denn zum ersten Mal überhaupt trafen der SV Wehen Wiesbaden und Hertha BSC in einem Pflichtspiel aufeinander. Lange Zeit sah es dabei nach einem 0:0 aus, ehe Lasse Günther im Anschluss an einen Eckball aus dem linken Rückraum Maß nahm und die Kugel mit Hilfe des linken und rechten Innenpfostens zum 1:0 hinter die Linie beförderte. Am kommenden Samstag (27. Januar, 13 Uhr) kommt es im Rückspiel nun mit dem erstmaligen Gastspiel der Berliner in der BRITA Arena zu einer weiteren Premiere.
Bisheriger Saisonverlauf
Stabilität nach wackligem Saisonstart
Die ersten drei Spiele der Saison waren für die Hertha zum Vergessen. Null Punkte, null Tore und Tabellenplatz 18 standen für die Alte Dame nach 270 gespielten Minuten zu Buche. Umso bemerkenswerter war die Reaktion am 4. Spieltag, als die Mannschaft von Hertha-Cheftrainer Pál Dárdai die SpVgg Greuther Fürth im heimischen Olympiastadion mit 5:0 besiegte. Seitdem hat der Hauptstadtclub keine zwei Spiele mehr am Stück verloren, ist seit zehn Pflichtspielen ungeschlagen und steht nach Siegen über den FSV Mainz 05 und den Hamburger SV sogar in Viertelfinale des DFB-Pokals.
Aktuelle Tabellensituation
In der Liga belegt das Team von der Spree mit 26 Punkten und einem Torverhältnis von 35:28 aktuell den achten Tabellenplatz. Damit befinden sich die Berliner vier Punkte vor dem auf Rang 13 liegenden SVWW.
Formkurve
Neun Punkte holte die Hertha aus den letzten fünf Ligaspielen. Dem 2:2 in Hannover folgten im Dezember Siege gegen die SV Elversberg (5:1) und beim 1. FC Kaiserslautern (2:1) sowie ein 0:0 im Heimspiel gegen den VfL Osnabrück. Zum Rückrundenauftakt holte das Team um Kapitän Toni Leistner ein 2:2 gegen Fortuna Düsseldorf, wobei das hochemotionale Spiel ganz im Zeichen der Trauer um den unerwartet verstorbenen Berliner Präsidenten Kay Bernstein stand.
Stärken des Gegners
Effiziente Offensive
35 Tore in 18 Spielen, davon 28 Treffer aus dem Spiel heraus sowie acht Torerfolge nach Flanken. In jeder dieser Statistiken gehört die Alte Dame zu den Top 2 der Liga und das, obwohl sie an den ersten drei Spieltagen nicht einen Treffer erzielte. Besonders bemerkenswert ist dabei die Effizienz, mit der der Hauptstadtclub agiert. Jede 23. Flanke führt zum Torerfolg, jeder sechste Schuss ist ein Treffer – beides Ligabestwert.
Extreme Zweikampfstärke
Mit 52 Prozent gewonnenen Zweikämpfen ist der kommende SVWW-Gegner hinter dem Hamburger SV das zweikampfstärkste Team der Liga, wobei die Herthaner in der Luft bislang sogar 54,7 Prozent der Duelle gewannen. Besonders herausragend ist hierbei der im Sommer von VV St. Truiden gekommene Leistner, der mit einer Zweikampfquote von 71,6 Prozent der mit Abstand zweikampfstärkste Spieler der Liga ist. Sein Innenverteidiger-Kollege Marc-Oliver Kempf steht ihm mit 65,2% gewonnenen Duellen und Platz 5 im ligainternen Ranking jedoch im Nichts nach.
Spieler im Blickpunkt
Doppelpack-Spezialist
Bereits zehn Tore gelangen Haris Tabakovic in der bisherigen Zweitligasaison – Platz 2 in der aktuellen Torjägerliste. Das Besondere daran, gleich viermal gelangen dem mit 1,94 Meter hochgewachsenen Stürmer mindestens zwei Tore in einem Spiel. Hinzu kommt ein weiterer Doppelpack in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen den FSV Mainz 05. Ohnehin weiß der Nationalspieler Bosnien-Herzegowinas seit Jahren, wo das Tor steht. Bevor er im Sommer 2023 zur Hertha wechselte, erzielte er in den ersten beiden Ligen Österreichs 63 Tore in drei Spielzeiten.
Pfeilschneller Flankengeber
Mehr als 28-mal pro Spiel zieht Fabian Reese durchschnittlich zum Sprint an und erreicht dabei eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 34,6 km/h. Seine 80 Flanken in dieser Zweitligasaison sind absoluter Ligabestwert. Vier Tore und sieben Vorlagen hat der ehemalige Juniorennationalspieler Deutschlands bereits gesammelt. Hinzu kommen drei Tore und drei Vorlagen im DFB-Pokal, wobei insbesondere seine Leistung gegen den Hamburger SV im Achtelfinale (zwei Tore, ein Assist) besonders hervorzuheben ist. Bereits in der vergangenen Spielzeit hat der damals noch bei Holstein Kiel unter Vertrag stehende Linksaußen bewiesen, dass er seinem Team mit direkten Torbeteiligungen helfen kann. Elf Tore und zehn Vorlagen standen am Ende der Saison zu Buche. Dass Reese, der neben dem Rückrundenauftakt bereits das letzte Spiel vor der Winterpause wegen eines Infekts verpasst hatte, auch gegen den SVWW ausfallen wird, schmerzt die Hauptstädter sicherlich.
Historie
Wundervolle Reise durch Europa
Vor knapp 25 Jahren in der Saison 1999/2000 qualifizierten sich die blau-weißen Berliner erstmals für die Champions League und trafen dort in der ersten von damals noch zwei Gruppenphasen auf den FC Chelsea, den AC Mailand und Galatasaray Istanbul. Mit Heimsiegen gegen die Teams aus der englischen und italienischen Hauptstadt sowie zwei Remis im San Siro und der Türkei qualifizierte sich die Alte Dame für die nächste Runde. Auch wenn hier mit zwei Punkten aus sechs Spielen das Aus folgte, war das 1:1 im Heimspiel gegen den FC Barcelona um Spieler wie Pep Guardiola, Patrick Kluivert und Luis Figo sicherlich ein Highlight in der Hertha-Historie.
Immer wieder Dárdai
Februar 2015, Januar 2021, April 2023. Gleich dreimal griffen die Berliner Verantwortlichen bei der Trainerfrage auf Pál Dárdai zurück. In seiner ersten Amtszeit rettete der 61-fache ungarische Nationalspieler die damals auf Platz 17 stehende Hertha vor dem Abstieg, ehe in den darauffolgenden Spielzeiten 15/16 und 16/17 die zweimalige Qualifikation für das europäische Geschäft gelang. Seiner zweiten, diesmal nur zehnmonatigen Amtszeit im Jahr 2021, folgte im Frühling des letzten Jahres die dritte Amtszeit. Trotz des Abstiegs im Sommer fand diese auch in der aktuellen Zweitligasaison ihre Fortsetzung, in der er aktuell seine drei Söhne Palkó, Márton und Bence Dárdai trainiert.
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