Erster Sommer-Neuzugang: SVWW nimmt Ivan Franjic unter Vertrag
Profis |
Nico Schäfer und Christian Hock – der Geschäftsführer für Sport, Marketing und Kommunikation und der Sportdirektor des SV Wehen Wiesbaden sind neben Chefcoach Rüdiger Rehm die Gesichter der jüngeren Erfolgsgeschichte des Vereins.
Im Trainingslager im spanischen Oliva Nova nahmen sich die beiden Zeit für ein ausführliches Interview mit svww.de. Die beiden SVWW-Macher gewähren Einblicke in die Arbeit hinter den Kulissen, schauen auf besondere Momente zurück und verraten, warum ein Trainerwechsel nie Thema war und wie die Rot-Schwarzen den Klassenerhalt schaffen wollen.
Teil1
Wie geht es Euch nach den ersten Tagen im Trainingslager?
CH: Wir hatten in den vergangenen Tagen viele Termine, viele Einzelgespräche mit den Spielern – was auch in den kommenden Tagen so bleiben wird. Momentan macht uns das Wetter ein bisschen zu schaffen, aber es geht uns gut.
NS: Zumal uns das Wetter am Sonntag überhaupt das erste Mal zu schaffen machte…wir hatten bisher sehr gute Trainingseinheiten, und das Trainingslager bietet die natürlich auch die Gelegenheit, nahe an der Mannschaft zu sein, was für die Bindung zum Team gut ist. Darüber hinaus hatten wir hier vor Ort einen Gremienworkshop mit dem Präsidium, dem Aufsichtsrat und der Geschäftsführung, um wichtige Weichen für den Verein zu stellen.
Für Euch als Verantwortliche bedeutet ein Trainingslager viel Vorbereitung auf und neben dem Rasen für die Zeit vor Ort – jetzt sind wir im letzten Drittel der Zeit hier in Oliva Nova: Was ist schon erledigt, was steht noch an?
CH: Wir haben bisher alles umsetzen können, wie wir es uns vorgenommen haben. Am Ende des Trainingslagers haben wir dann mit den Einzelgesprächen für alle Spieler die Situation geschaffen, dass jeder weiß, woran er ist, sowohl sportlich durch das Trainerteam als auch durch uns, was alle anderen Planungen betrifft.
NS: Die Gespräche finden sowohl im Sommer- als auch im Wintertrainingslager statt und sind für uns sehr wichtig. Was wir feststellen: Viele unserer Neuzugänge kennen diese Vorgehensweise nicht, geben uns aber ein sehr positives Feedback auf diese Handhabung. Und die Spieler, die das schon kennen, nutzen die Gespräche zu einem intensiven Austausch mit uns. Es unterstreicht auch das Familiäre hier beim SVWW.
Wenn man selbst lange Jahre als Profi aktiv war, wie nimmt man dann die heutige Profigeneration wahr?
CH: Es ist eine völlig andere Generation als zu meiner Zeit als Spieler. Die gesellschaftliche Entwicklung hat da auch vor dem Fußballplatz nicht Halt gemacht. Nichtsdestotrotz sind alle Spieler von dem, was sie können, überzeugt und arbeiten dafür auch richtig hart – das hat sich zu früher nicht geändert. Die Interessenslagen rund um den Sport herum sind natürlich in der heutigen Generation andere als bei uns damals.
Wie wichtig ist es, auf jeden Spieler einzugehen und neben dem Profi auch den Menschen zu sehen und zu verstehen?
CH: Das ist unser großes Ziel bei den Gesprächen. Jeder ist unterschiedlich und tickt anders - da spielt zum einen das Alter eine Rolle, wie auch verschiedene andere Faktoren. In den Gesprächen nutzen die Spieler wie auch wir die Gelegenheit, uns auch über Dinge abseits des Platzes auszutauschen. Diese Möglichkeit haben die Jungs sowohl hier als auch zu Hause, wo unsere Tür immer offen ist. Das ist für uns extrem wichtig.
NS: Hier im Trainingslager weit weg von zu Hause und anderen Einflüssen ist die Gesprächsatmosphäre eine besondere. Da die Gespräche auch nicht zu lange dauern sollen, ist es für uns wichtig, sehr gut vorbereitet sein. Beispielsweise spielen heutzutage Bereiche wie Social Media oder eSports heute eine wichtige Rolle für die Spieler - und sind auch ein Bindeglied zum Verein.
Wie würdet ihr eure Zusammenarbeit charakterisieren?
NS: Unser Präsident Markus Hankammer hat dazu einmal gesagt: „Egal, mit wem ich rede – Geschäftsführer, Sportdirektor oder Trainer – ich bekomme immer dieselbe Antwort.“ Wir haben einen sehr, sehr guten Austausch. Wir denken sehr ähnlich, diskutieren intern sicherlich auch kontrovers, wenn es sein muss. Am Ende kommen wir aber immer auf einen gemeinsamen Nenner, von dem dann auch keiner abweicht. Das ist eine der großen Stärken in diesem Verein, die dazu beiträgt, dass wir als kleiner Verein mit unserer Rolle als Underdog in die richtige Richtung agieren. Das Menschliche – und das geht nur mit Kommunikation – steht da im Mittelpunkt. Das versuchen wir auch unseren Spielern zu vermitteln.
Wie blickt ihr heute, im Trainingslager und mitten im Tagesgeschäft, auf die vergangenen 18 Monate zurück?
CH: Wenn man zurückblickt, dann zielte die Ausrichtung und Kaderzusammenstellung im Sommer 2018 darauf ab, zunächst einmal eine gute Drittligasaison spielen zu können. Es gab Höhen und Tiefen, aber wir haben in diesem Zeitraum nie die Nerven verloren und immer sehr eng kommuniziert und auch an der einen oder anderen Stelle im Kader nachjustiert. Dass wir am Ende mit dem Aufstieg belohnt worden sind und die zweite Liga planen konnten, war natürlich überragend. Auch die Hinrunde in der laufenden Saison hatte Höhen und Tiefen, aber wir haben jetzt zum Ende des Jahres überwiegend gute Spiele gespielt, an die wir in der Rückserie weiter anknüpfen wollen, um so mit dem Klassenerhalt dann zwei tolle Jahre komplett zu machen.
Abgesehen vom absoluten Highlight mit dem Aufstieg in Ingolstadt – welche Situation, welcher Moment ist bei euch seit Mai hängengeblieben?
NS: Der jubelnde Niki Dams nach einem Pfosten-und Lattentreffer- und einem geblockten Schuss beim Auswärtssieg beim damaligen Tabellenführer in Stuttgart. Diese so emotionale Szene und der Sieg dort vor fast 50.000 Zuschauern waren für mich auch ein Knackpunkt, um zu sagen: Ja, wir können es packen.
CH: Für mich war der erste Heimsieg gegen Osnabrück ein sehr emotionaler Moment. Bei diesem Spiel war zu sehen, dass die Mannschaft auch gegen ein Team, das in der Zeit viele Punkte geholt hatte und gut dasteht, gewinnen kann. Das war für mich ein Signal, dass wir in dieser zweiten Liga angekommen sind und die Liga für uns nicht nur aus Unentschieden und Niederlagen besteht.
Ihr habt in der sportlichen Krise am Trainer festgehalten. Wie schwer ist euch das gefallen?
CH: Gar nicht schwer, weil wir von Rüdigers und unserer gemeinsamen Arbeit absolut überzeugt sind. Wir wussten, dass er zweite Liga kann und er hat genau dies bewiesen. Er hat erkannt, was falsch lief und war offen dafür, Anpassungen vorzunehmen - und hat mit der Systemumstellung Stabilität in die Mannschaft bekommen. Das ist eine seiner großen Stärken.
NS: Diese Eigenschaft, etwas zu erkennen und es zu verändern, bis es passt, zeichnet Rüdiger absolut aus. Wir sind gemeinsam nach diesem extrem schlechten Start in die zweite Bundesliga in die Diskussion gegangen, was wir tun können - und haben das vor allem aber in Ruhe getan. Unser Trainer hatte zuvor zweieinhalb Jahre hervorragende Arbeit geleistet, und da war es klar, dass wir gemeinschaftlich diese Krise überstehen. Nur so ist es am Ende möglich, Konstanz in den Verein zu bekommen, die letztlich entscheidend ist für den Erfolg.
Im zweiten Teil unseres großen Trainingslagerinterviews mit Nico Schäfer und Christian Hock sprechen wir mit beiden über langfristige Planungen, über „Das W vereint“, warum es wichtig ist, dass es nicht „einfach so weitergeht“ und warum Emotionen ab und zu raus müssen.
Hier geht es zum zweiten Teil des Interviews.