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Der SV Wehen Wiesbaden hat einen neuen Rekordspieler! Mit seinem Einsatz gegen den SV Waldhof Mannheim am 12. Spieltag der Drittliga-Saison 24/25 überholt Sascha Mockenhaupt die SVWW-Vereinslegende Alf Mintzel, der einst 291-mal für die Rot-Schwarzen auf dem Platz gestanden hatte.
In seiner bisherigen Zeit bei den Rot-Schwarzen erlebte Mockenhaupt unter anderem zwei Aufstiege, ein DFB-Pokalspiel gegen seine große Liebe Borussia Dortmund sowie einen ganz persönlichen emotionalen Augenblick. Ein Rückblick auf die besonderen Momente aus 292 SVWW-Spielen.
Als Mockenhaupt im Januar 2017 vom norwegischen FK Bodø/Glimt nach Hessen wechselte, hatte der Innenverteidiger schon eine leise Vorahnung, wohin ihn der Weg bei seinem neuen Verein führen könnte. „Ich bin überzeugt davon, dass man hier etwas bewegen kann“, schrieb er damals bei Facebook. Keine leeren Worthülsen, wie er im Nachhinein nochmal betonte: „Ich wollte in meiner Karriere lieber bei einem Verein etwas Besonderes erreichen, als bei vielen Vereinen zu spielen. Hier beim SVWW hatte ich das Gefühl, dass der Verein das Potenzial hat, etwas aufzubauen, aber im Moment noch nicht da ist, schon alles erreicht zu haben“.
Eingewöhnungszeit brauchte der 1,87 Meter große Abwehrspieler beim damals Vorletzten der 3. Liga nicht. „Ich wollte direkt zeigen, dass mit mir zu rechnen ist und habe Schnelli [Luca Schnellbacher] einen Körper gegeben, der relativ weh getan hat“, erinnert sich Mockenhaupt an sein erstes Training zurück. „Anschließend meinte auch der Trainer zu mir, dass es schon überzeugend gewesen wäre, den ersten Zweikampf direkt so zu führen.“
Fortan war der in Kirchen (Sieg) geborene Verteidiger aus der Startelf des SVWW kaum mehr wegzudenken. Bereits 2,5 Jahre nach seiner Verpflichtung absolvierte er im Relegationshinspiel gegen den FC Ingolstadt sein 100. Pflichtspiel für Rot-Schwarz. Vier Tage später feierte er nach dem 3:2-Auswärtssieg bei den Schanzern seinen ersten Aufstieg mit den Hessen. „Das sind Szenen, die ich nicht vergesse“, erzählt Mockenhaupt mit einem Blick auf den Zusammenschnitt des damaligen Abends. „Das war mein erster großer sportlicher Erfolg als Profi. In dem Moment prasseln so viele Eindrücke auf dich ein. Als Erstes habe ich Kolle [Markus Kolke] gesehen, wie er zu mir gestürmt ist und dann kamen auch meine Freunde direkt auf den Platz gerannt.“
Selbst die anschließende Vollsperrung auf dem Weg zur Wiesbadener Partylocation konnte der Stimmung keinen Abbruch tun. „Wir haben zum Glück schon in der Kabine angefangen zu feiern. Auf der Rückfahrt durften wir uns dann an einer Tankstelle auf Kosten des Trainers eindecken und haben natürlich ordentlich zugegriffen“, so Mockenhaupt. „Die Party im Bus, wie viel da gesungen wurde, war Wahnsinn. Die meisten Leute waren schon heiser, bevor wir in Wiesbaden ankamen. Wir hatten eine Mannschaft, die gut feiern konnte. Es war ein Freudentaumel, der zwei Tage angehalten hat.“
Einen besonderen Höhepunkt in seiner Karriere bescherte dem Innenverteidiger die Auslosung des DFB-Pokals im Sommer 2021. Als der Gegner des SV Wehen Wiesbaden gezogen wurde, stand plötzlich „Borussia Dortmund“ auf der Loskugel, die große Liebe des SVWW-Innenverteidigers. „Ich habe wirklich zwei Stunden geflennt, weil es für mich brutal besonders war. Ich bin seit meiner Kindheit Dortmund-Fan. Die Auslosung war surreal für mich.“ In einem Beitrag auf Social Media zeigte er später, dass der kleine Mocki tatsächlich in BVB-Bettwäsche geschlafen hat. „Die Erinnerung an das Spiel nimmt mir keiner. Gegen Haaland und Bellingham zu spielen, vergisst man nie und gerade die Platzwahl mit Marco Reus, bei der du noch kurz zwei, drei Worte tauschst, ist eine schöne Erinnerung. Er ist eine absolute BVB-Legende.“
Wirklich emotional wird es für Mockenhaupt, angesprochen auf das Heimspiel gegen Waldhof Mannheim im Frühjahr 2023. Durch die spontane Absage eines Kindes bekamen Vater und Sohn die Möglichkeit, Hand in Hand in die BRITA Arena einzulaufen. „Viel besonderer wird es nicht mehr“, versichert Mockenhaupt mit Tränen in den Augen. „Ich will nicht sagen, dass ich einen Aufstieg dafür eintauschen würde, aber Familie ist etwas anderes als Fußball.“ Auf die Frage, wie James das Erlebnis gefallen hat, ergänzt der Papa stolz: „Er ist der knallharte Analytiker. Wir haben 3:0 gewonnen, also war das Spiel für ihn gut. Gerade im Nachgang, wenn man ihm die Aufnahmen in 10 Jahren zeigen kann, ist es für ihn bestimmt auch etwas Besonderes.“
Vier Jahre nach dem ersten Erfolg in der Relegation gegen Ingolstadt gelingt dem Familienvater in seiner bereits 244. Partie der zweite Aufstieg mit dem SVWW. Nach dem Relegationsrückspiel in Bielefeld verliert Mockenhaupt live im Fernsehen sein gesamtes Kopfhaar. „Die Idee der Rasur live im Fernsehen kam relativ spontan auf. Das wurde von unserem Präsidenten [Markus Hankammer] eingeleitet und dem Fernsehen angeboten“, klärt der Defensivspezialist auf. „Die Rasur war eine schmerzhafte Erfahrung. Ich bin froh, dass zwischenzeitlich noch eine Bierdusche dazukam und die Haare wenigstens nass waren. Davor war es echt ein Kampf.“
Fast hätten die Rot-Schwarzen schon in der Woche zuvor den Aufstieg feiern können. Nach dem 1:0-Sieg gegen Halle hatte nicht nur Mockenhaupt bereits auf dem Platz mit seiner Familie gefeiert. „Dann kommt Nico auf einmal zu mir und sagt, Osnabrück hat noch ein Tor geschossen. Ich erwidere noch, jaja, ist klar, Osnabrück hat noch ein Tor geschossen und dann hat er mir sein Handy gezeigt und es war wirklich so“, erinnert sich Mockenhaupt an den verrückten Tag des 27.05.2023 zurück. „Danach noch in die Relegation zu müssen, war brutal. Du arbeitest das ganze Jahr intensiv auf den Erfolg hin, glaubst es schon in der Hand zu haben und bekommst es dann nochmal entrissen. Am Ende macht es den Sieg in der Relegation aber nur noch besonderer.“
Fast acht Jahre nach seiner Verpflichtung ist klar, der neue SVWW-Rekordspieler Sascha Mockenhaupt hat sich sein Ziel „bei einem Verein etwas Besonderes [zu] erreichen“ selbst erfüllt. Während er in seinem Facebook-Post damals noch von der Überzeugung sprach, dass hier etwas bewegt werden kann, sind es nun Worte der Gegenwart: „Für mich ist Rekordspieler zu sein, die Bestätigung von dem, weswegen ich hierhergekommen bin. Es geht nicht um nackte Zahlen, sondern um das, was wir in der Zeit erreicht haben, wie sich der Verein weiterentwickelt hat und dass ich etwas dazu beitragen konnte.“
Mit feuchten Augen führt er aus: „Ich hatte immer wieder Kernerlebnisse mit Mannschaftskollegen, Offiziellen und Fans, die mich auf meinem Weg bestätigt haben. Da waren viele Momente dabei, durch die ich mich hier in der Region und im Verein wohl fühle. Jedes Mal, wenn ich zum Training oder zum Spiel gehe, habe ich Spaß für den Verein alles zu geben. Das ist bis heute auch nicht abgeflacht. Ich habe hier ein Haus gebaut und meine Kinder sind hier groß geworden. Ich bin froh, damals die Entscheidung [pro Wehen Wiesbaden] getroffen zu haben, weil wir uns hier extrem wohl fühlen.”
Dabei vergisst Mockenhaupt nicht den bisherigen Rekordhalter Alf Mintzel mit wertschätzenden Worten zu würdigen: „Alf jetzt abgelöst zu haben, tut mir fast ein bisschen leid. Er ist die größte Legende hier im Verein. Das will ich ihm nicht wegnehmen. Es gab viele Situationen, in denen es dem Verein schlechter ging und in denen er den Verein am Leben erhalten hat. Ich sehe mich eher mit ihm an einem Tisch.“
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