SVWW verliert Generalprobe gegen effizienten rumänischen Vizemeister
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Nach dreijähriger Zweitliga-Abstinenz kehrte der SV Wehen Wiesbaden im Sommer 2023 in das Bundesliga-Unterhaus zurück und traf dort zum Saisonauftakt auf den 1. FC Magdeburg. Trotz eines 0:1-Halbzeitrückstandes durch Luca Schuler (29.) und der gelb-roten Karten für Aleksandar Vukotic (56.) erkämpften sich die Rot-Schwarzen dank des Kopfballtreffers von Ivan Prtajin (62.) in der BRITA Arena ein Remis. Knapp sechs Monate später reist der SVWW nun am kommenden Sonntag (21. Januar, 13:30 Uhr) zum Rückrundenauftakt in die MDCC-Arena nach Sachsen-Anhalt.
Bisheriger Saisonverlauf
Erfolgreicher Saisonstart
Der FCM startete furios in die aktuelle Spielzeit. Der Punkteteilung gegen den SVWW am 1. Spieltag folgten drei Siege, ein 0:0-Unentschieden gegen den nach wie vor ungeschlagenen Tabellenzweiten FC St. Pauli sowie der Einzug in die 2. Runde des DFB-Pokals durch einen 2:1-Auswärtserfolg beim Drittligaspitzenreiter Jahn Regensburg. Spektakulär war dabei insbesondere der 6:4-Sieg gegen Hertha, bei dem das Team von FCM-Cheftrainer Christian Titz trotz viermaligem Rückstand am Ende die Oberhand behielt.
Aktuelle Tabellensituation
Insgesamt 20 Punkte sammelte das Team aus der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts in der Hinrunde. Damit steht der kommende SVWW-Gegner auf dem 13. Tabellenplatz – zwei Punkte und zwei Plätze hinter den Rot-Schwarzen.
Formkurve
Sieben Punkte holte die Titz-Truppe aus den letzten fünf Partien vor der Winterpause. Der späten 1:2-Niederlage gegen den F.C. Hansa Rostock am 13. Spieltag folgte zunächst ein 2:0-Auswärtssieg in Osnabrück, ehe anschließend auch der 1. FC Kaiserslautern deutlich mit 4:1 geschlagen wurde. Dem darauffolgenden Last-Minute-Remis bei der SpVgg Greuther Fürth schloss sich eine knappe 2:3-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf an.
Stärken des Gegners
Dominante Spielweise
Mit 60,3 Prozent hatten die Magdeburger in der Hinrunde den meisten Ballbesitz der Liga. Insgesamt 8.657 Pässe spielte der Club aus Sachsen-Anhalt im bisherigen Saisonverlauf. Oftmals wurde der FCM hierbei durch unfaires Einsteigen gestoppt, stellen 238 gegnerische Fouls doch ebenfalls den Ligabestwert dar.
Effiziente Konter und gnadenlose Joker
Gerade einmal elf Torschüsse und damit die zweitwenigsten der Liga hat der kommende Gegner des SVWW nach Kontern abgegeben, nur um dennoch sechs Tore nach Tempogegenstößen erzielt zu haben – die meisten aller Mannschaften. Hinzu kommt, dass Titz von der Bank bislang gut nachlegen konnte. Die zehn Tore der blau-weißen Einwechselspieler sind ebenfalls Ligabestwert.
Spieler im Blickpunkt
Assistkönig der Liga
Mit Baris Atik verfügt der FCM über den aktuell besten Vorbereiter im Bundesliga-Unterhaus. Acht Torvorlagen sind dem seit drei Jahren in Magdeburg aktiven Deutsch-Türken bisher gelungen. Im Winter 2021 schloss sich der seinerzeit ein halbes Jahr lang vereinslose Atik den Blau-Weißen an und sammelte in der Rückrunde direkt 15 Scorerpunkte (sieben Tore, acht Assists) in 15 Spielen. Zur Magdeburger Aufstiegssaison 2021/2022 trug er starke 19 Tore sowie 22 Vorlagen bei und ließ auch im Jahr darauf in der 2. Liga weitere 14 Torbeteiligungen (acht Tore, sechs Assists) folgen. In der Hinrunde der aktuellen Saison steht er in Kombination mit seinen zwei Saisontoren bereits wieder bei zehn Scorern. Nette Randnotiz: Im Jahr 2014 wurde SVWW-Verteidigier Nico Rieble bei der TSG 1899 Hoffenheim unter Julian Nagelsmann zusammen mit Baris Atik deutscher A-Jugend-Meister.
Zweikampfmonster mit Passqualität
Als Daniel Heber im Winter 2023 von Rot-Weiss Essen nach Magdeburg wechselte, hatte der damals 28-jährige Innenverteidiger noch keine Erfahrungen im deutschen Fußball-Unterhaus vorzuweisen. Zum Rückrundenstart 2023 feierte er sein Zweitligadebüt und stand seitdem abgesehen von zwei Sperren in jeder Ligapartie über die volle Distanz auf dem Feld. In der aktuellen Saison ist er der Spieler mit den ligaweit meisten Ballbesitzphasen. Zudem besticht er mit 66,4 Prozent gewonnenen Zweikämpfen, der viertbesten Quote der Liga sowie einer beeindruckenden Passgenauigkeit von 90,4 Prozent.
Historie
Europapokalsieger 1974
Der wohl größte Triumph der Magdeburger Fußballgeschichte ereignete sich am 8. Mai 1974, als das damalige Team um Trainer Heinz Krügel im Finale des Europapokals der Pokalsieger den ruhmreichen AC Mailand mit 2:0 besiegte. Bis heute ist der FCM damit der einzige ehemalige DDR-Club, der einen europäischen Wettbewerb gewinnen konnte. Hinzu kommen drei DDR-Meisterschaften in den Jahren 1972, 1974 und 1975 sowie sieben Erfolge im nationalen Pokalwettbewerb zwischen 1964 und 1983.
Gerd Müller des Ostens
Mit 229 Treffern in der DDR-Oberliga sowie 55 Länderspieltoren in 102 Einsätzen war der als „Gerd Müller des Ostens“ bekannte Joachim Streich einer der erfolgreichsten Fußballer der DDR. In seiner Zeit beim FCM von 1975 bis 1985 erzielte er 171 Ligatore in 237 Einsätzen, wurde viermal Torschützenkönig und zweimal als DDR-Fußballer des Jahres ausgezeichnet. Im Jahr 2021 wurde er zudem in die Hall of Fame des deutschen Fußballs aufgenommen.
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